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Ottmanngut | Rosemarie Tietze: Lew Tolstoi - Krieg im Kaukasus

Buchpräsentation

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Rosemarie Tietze: Lew Tolstoi - Krieg im Kaukasus

Datum:29.03.2019

Uhrzeit:20.00 Uhr

Ort:im Ottmannguter Wohnzimmer

Eintritt:Frei

Vom Leben auf dem Landgut der Familie angeödet, begleitete der junge Lew Tolstoi 1851 seinen ältesten Bruder Nikolai, der im Kaukasus dient, an seinen Einsatzort Starogladkowskaja, eine Kosakensiedlung am Terek. Seit Jahrzehnten führte das russische Imperium in der Region Krieg. Erst 1859 gelingt es, die muslimischen Kaukasusfürstentümer zu besiegen. Doch um welchen Preis!

Tolstoi, der als Fähnrich an Gefechten teilnahm und verwundet wurde, kennt den Krieg und seine Akteure aus eigener Anschauung. Er beschreibt die Tragödie aus allen Perspektiven: an der Seite gelangweilter russischer Soldaten, die zum Freizeitvergnügen ein tschetschenisches Dorf zerstören, und neben den untröstlichen Überlebenden, die in den Trümmern ihrer Behausungen hocken. Mit scharfer Beobachtungsgabe und ethnographischem Blick schildert er die Faszinationsgeschichte der „Kaukasier“, der russischen Abenteurer, die sich auf ein Leben einlassen, an dessen Fremdheit sie scheitern.
Ein Werk mit dem Titel „Krieg im Kaukasus“ hat Tolstoi nie geschrieben. Aber er hat sein Leben lang über den Kaukasus geschrieben. Der Band konfrontiert den frühen mit dem späten Tolstoi. Von der nüchtern protokollhaften frühen Prosa von Überfall (1852) und Holzschlag (1855) bis zu den romanhaft farbigen Kosaken (1863), dem harten mündlichen Duktus des Gefangenen im Kaukasus (1872) und dem in Montagetechnik verfassten Hadschi Murat (postum 1912) – in Rosemarie Tietzes Neuübersetzung werden sie erstmals in ihrer stilistischen Bandbreite und ihrem sprachlichen Reichtum erfahrbar.

 

 

Rosemarie Tietze wurde 1944 in Oberkirch/Schwarzwald geboren. Nach dem Studium der Theaterwissenschaft, Slawistik und Germanistik in Köln, Wien und München folgte 1969 ein einjähriger Forschungsaufenthalt an der Moskauer Theaterhochschule GITIS. 1970 studierte sie am Sprachen- und Dolmetscherinstitut München und absolvierte 1972 die Staatsprüfung für die russische Sprache. Seitdem ist Rosemarie Tietze als Dolmetscherin und Übersetzerin tätig, unterrichtet am SDI München und leitet Fortbildungsseminare für (Literatur-)Übersetzer. Für ihre Übersetzungen wurde sie vielfach ausgezeichnet, u.a. 1995 mit dem Johann-Heinrich-Voß-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und 2003 mit dem Münchner Übersetzerpreis. Im Jahre 2005 erhielt sie das Zuger Übersetzer-Stipendium und 2010 den Paul-Celan-Preis für die Übersetzung von Tolstois Anna Karenina, 2018 den Stahl-Literaturpreis.

Im Anschluss an die Buchpräsentation gibt es einen kleinen Umtrunk in der Orangerie des Ottmannguts. Die Veranstaltung ist Teil des Programms von Literatur Lana.