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Ottmanngut | Gedanken in der Winterpause

Martin Kirchlechner

10. Februar

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Gedanken in der Winterpause

Wo soll ich bloß beginnen, es gibt so viel zu erzählen. So viel Zeit ist vergangen, so viel ist in den letzten beiden Jahren passiert, auch wenn es so viel Stillstand gab.

Ich möchte zu allererst von Ivo berichten, der uns mit Ende der Saison 2019/2020 verlassen hat um seiner Passion, dem handwerklich gemachten Sauerteigbrot, den vollen Raum zu geben. Mitte Juni 2020 wurde sein Traum wahr und er hat unweit vom Ottmanngut FORNO, seine eigene Bäckerei, eröffnet. Wir backen im Ottmanngut nach wie vor selbst, doch wenn es mal nicht klappt, holen wir's uns beim Lehrmeister.

Auch von Johannes gibt's  längst Neuigkeiten - unser steter Begleiter, mal mehr mal weniger, hat sich auch auf eigene Wege begeben und mit Freunden ein eigenes Unternehmen in der Fitnessbranche gegründet. Doch auch sein Gesicht sieht man immer wieder mal im Ottmanngut.

Ebenso sollte ich längst mit Pauken und Trompeten verkünden, dass Katharina, mein partner in crime, endlich mit von der Partie ist und der Ottmannguter Familie noch eine Zusatzportion Familie gibt. All jene die es die letzten beiden Jahre zu uns geschafft haben, haben sie ja bereits im Einsatz kennengelernt.

Von weiterem Familienglück wäre zu berichten, da nun auch Monika eher remote tätig ist und nicht etwa wegen coronabedingter Isolation, vielmehr hat der kleiner Leonhard das Licht der Welt erblickt und darf sich nun über Monikas Gastfreundschaft freuen.

Es wäre zu erzählen, dass ich mich mit Ivo’s Abschied wieder selbst in die Küche gestellt habe, back to the Ottmannguter roots sozusagen, und die letzten zwei Jahre wieder selbst am Frühstück gefeilt und getüftelt habe. Es hat mir großen Spaß gemacht und dennoch freue ich mich riesig, dass wir nun einen hochmotivierten jungen Koch, Marco Benetti, an unserer Seite haben, der uns alle (ja auch wir dürfen probieren) ab April verköstigen wird.

Das ist bei weitem nicht alles - so kann von Stillstand also keine Rede sein. Im Gegenteil es tut sich ständig etwas. Und zu denken, ist ja eh immer viel (Oma Martha).

Die letzten beiden Jahre haben diesen Umstand gewiss nicht abgeschwächt. Wir haben uns unzählige Gedanken darüber gemacht, wo denn unsere Reise eigentlich hingehen soll. Nicht nur die unsere, die touristische insgesamt. Der Tourismus, gleichzeitig Nährboden wie sein eigenes Damoklesschwert, entwickelt sich zum Glück weiter und gesteht sich an manchen Stellen auch ein, das es auch eine Kehrseite der aufpolierten Medaille gibt. Doch so sehr wir die Ruhe auch mal genießen durften, so sehr haben wir gemerkt wie weit die Fäden des Tourismus reichen und wie abhängig vieles und viele davon sind. Tourismus gibt und nimmt.

Wichtig wäre, dass das Gleichgewicht stimmt. Nein, dass der Zeiger doch mehr zum Geben ausschlägt.

So stellen wir uns die Frage, in welchen Bereichen Tourismus mehr geben könnte. Welche Möglichkeiten gibt es soziale Initiativen zu unterstützen, Kunst und Kultur zu fördern, etwas für die lokale Gemeinschaft zu tun? Wer kann vom Know-how und der Expertise der Hoteliers und der touristischen Mitartbeiter:innen profitieren? Wir suchen ständig nach Antworten auf diese Fragen. Wir wollen weiter lernen.

So wie wir hoffentlich gelernt haben, wieder mehr auf uns zu achten und uns selbst in Zukunft etwas mehr Zeit einzuräumen. So haben wir auch gelernt, dass man Gästen auch mehr zumuten darf, als man es bisher vielleicht gewagt hätte. Besonders bei Entscheidungen der Nachhaltigkeit. Die zwar im Kleinen beschlossen werden, aber von allen mitgetragen werden müssen. Sowohl bei Lebensmitteln und Produkten, als auch bei körperlichen Ressourcen von unseren Mitarbeitern und uns selbst. Es wird Zeiten geben müssen, wo nicht immer alles oder jeder verfügbar ist, und es wird immer mehr Menschen geben müssen, die das verstehen. Wir sind in der glücklichen Lage, auch ständig mit unseren Gästen im Gespräch über diese Dinge sein zu können - es ist ein Weg, den wir gemeinsam gehen können.

Genau das ist der Punkt, der diesen Beruf, diese Arbeit so besonders und so bereichernd macht. Das Gemeinsame, der ständige Austausch, die Gespräche, die Freundschaften und die immer wiederkehrenden Resonanzmomente. Und um bei Hartmut Rosas Resonanz zu bleiben: es sind Momente in den wir Unverfügbares erleben und erfahren dürfen, ohne nach etwas Bestimmten zu suchen - etwas dass durch diese, wenn man so will, zufälligen Begegnungen erst möglich wird. Das Gastgeben hat eben sehr viel mit Offenheit, Empfängnisbereitschaft und Respekt zu tun. Wenn dies beide Seiten zulassen, dann entstehen häufig ganz wunderbare Dinge. Der Kern der Vorfreude auf die neue Saison sozusagen.

Gedanken im… heißen diese Beiträge und der Weg, den diese Zeilen eingeschlagen haben, erklärt auch ganz gut warum.

Vielen Dank fürs Dabeibleiben bis zum Schluss und hoffentlich auf bald.

Ihr Gastgeber

Martin Kirchlechner